Bericht eines Ersttäters 

Jetzt ist es also soweit! Nach einem vergeblichen Anlauf 2013 (nicht angetreten wegen Rückens) stehe ich nun bei 1°C und Nebel im Starterfeld und frage mich, ob das eine gute Idee ist. 33,333km von Süd nach Nord über die Insel und das Mitte März - grenzwertig! Und waren das gestern zu viel Bier und Sekt? Alle Bedenken nutzen nichts, der Countdown läuft schon und es gibt kein Zurück.

Ekke Nekkepen, der friesische Verwandte des Meeresgottes Neptun, feuert seine Pistole ab und los geht die wilde verwegene Jagd. Mit mir zusammen sind noch Marcus Stenzel, Marie-Luise Thielemann, Martin Thielemann und Siggi Moers am Start. Siggi hat erst an diesem Morgen die Karte des gesundheitlich verhinderten früheren Post SV Mitglieds Frank Rother übernommen und plant aber, nur bis Westerland mitzulaufen. Mit dabei ist auch der Ex-Postler Axel Gierhake mit seiner Laufpartnerin Anna Holzwarth. Jetzt aber los! Marie-Luise und Marcus vor mir, Siggi und Martin hinter mir geht es die ersten 13km auf einem Radweg entlang der Straße stetig nach Norden.

Geplant hatte ich eine Anfangs-Pace von ca. 5:45, aber die Stimme von Runtastic erzählt mir ständig etwas von 5:25 - eigentlich zu schnell. Aber sei's drum, vor mir ist Marie-Luise zu sehen, da hänge ich mich dran. Vom Meer ist nichts zu hören und zu sehen, alles verschwindet im Nebel. Auf der Promenade in Westerland ist Halbzeit. Ein Aufblasbogen markiert die halbe Strecke. Ach könnte das doch der Zielbogen sein. Ist es aber nicht, also weiter. Immerhin feuert uns die PowerShopping-Fraktion unserer Reisegruppe (Heike und Bettina) hier ordentlich an, verstärkt durch einige ehemalige Mitglieder des Post SV mit ihren Partnern (Jasmin, Uta und Frank mit Heike).

Durch Wenningstedt-Braderup und an Kampen vorbei geht es jetzt durch die Dünen, der Nebel hat sich etwas gelichtet und die Landschaft erinnert an Island. Wo sind die Wikinger? Siggi ist, wie geplant, in Westerland ausgestiegen, Marie-Luise immer noch in Sichtweite vor mir, Marcus schon vom Start weg Richtung Horizont enteilt, Martin irgendwo hinter mir. Ich werfe jetzt ein zweites Gel ein, der Lauf wird langsam schwer. Seit Westerland habe ich eine nette Laufbegleitung, eine junge Frau eines Triathlon-Teams. Nach ca. 5km lasse ich sie weiterlaufen, da ich etwas das Tempo rausnehmen möchte (wir laufen unter 5:20). Bei Kilometer 27 wünsche ich mir ein drittes Gel, habe aber nur zwei eingepackt (doof, zwei weitere liegen in der Ferienwohnung).

Langsam merke ich, dass ich jetzt gerne zum Ende kommen möchte, aber List lässt noch auf sich warten. Endlich queren wir die Listlandstraße, es bleiben noch 3,3km - und die werden lang. Wir laufen parallel zur Listlandstraße auf List zu und Marie-Luise gibt noch mal Gas. Leider kann ich nichts mehr zugeben und so vergrößert sich der Abstand. In List geht es endlich links ab auf die Zielgerade, noch schlappe 300m bergab. Das Ziel in Sichtweite, noch mal alles geben, rechts ab in den Zielkanal - fertig!  Beide, der Lauf und ich!

Leider konnte ich die erhoffte Zeit unter 3 Stunden nicht realisieren, aber 3:05:49 ist für mich auch absolut ok. Marcus hat mit 2:57:48 gefinisht, Martin mit 3:35:13 und Marie-Luise mit 3:05:08, was ihr einen zweiten Platz in ihrer Alterklasse bescherte (welche das ist, verrate ich nicht). Als Fazit nehme ich für mich mit, dass ich mich intensiver mit dem Thema Gel befassen muss (habe bis jetzt fast keine Erfahrung damit) und bei diesen Distanzen in diesem Tempo mit zwei Beuteln nicht auskomme. Der Lauf war schön, aber von der Strecke her nicht so abwechslungsreich wie der heimische Hermann. Dennoch werde ich wohl kommendes Jahr wieder starten.

Sauschön und saukalt.